Hexensabbat von Carlo Ginzburg
Ein hochinteressantes Buch weitab von der Mainstream- Geschichtsschreibung über Hexen. Das Besondere ist, dass Ginzberg von der Hypothese der Realität der außerkörperlicher Erfahrung (AKE) ausgeht (ein Thema dessen Existenz von den Neurowissenschaftlern momentan massiv bestritten wird!) und dieses Phänomen aus einem ganz neuen Blickwinkel untersucht, u.a. durch Zeugnisse, die nicht unter Folter entstanden. Der folgende Klappentext des Buches steht für sich selbst:
"Carlo Ginzburg hat nach jahrzehntelanger Forschung die Geschichte der 'Hexen' neu geschrieben. Er untersucht das ganze Phänomen in bislang nicht bekannten zeitlichen und räumlichen Dimensionen.
Den Inquisitoren erzählten die der Hexerei Angeklagten immer wieder ähnliche Geschichten von örtlichen Zusammenkünften an abgelegenen Orten, vom Flug auf Stöcken, Besen oder Tieren oder der Verwandlung in Tiere; Geständnisse, die das Sakrileg einer 'Reise in die Welt der Toten' preiszugeben scheinen.
Aus diesen Elementen entstand schließlich das Stereotyp des Hexensabbat im 15. und 16. Jahrhundert, dessen Symbolik Ginzberg auf dem Weg einer genialen 'Spurensicherung' in Volksbräuchen und der heidnischen Mythologie aufdeckt: Der germanische Mythos vom 'wilden Heer', die Gefolgschaft der vorgriechischen Göttin Diana und die Vorstellung von baltischen Werwölfen und eurasischen Schamanen; diese auf den ersten Blick weitverstreuten 'Abweichungs'- Phänomene verbinden sich mit vielen anderen zu einer 'nächtlichen Geschichte', die dem Leser nicht nur Einsichten in die Grenzen der Geschichtsschreibung, sondern auch in die anthropologischen Wurzeln des Erzählens eröffnen."
Viel Spass beim Lesen
wünscht
Rafael Chiron