Lucindra hat geschrieben:
Also ob es wirklich Vampire gibt, weiß ich auch nicht.
Auf dem WGT in Leipzig kommen auch viele Gruftis (Vampire). Schon sehr schön anzusehen muss ich sagen. Aber ich selber muss es nicht machen. ^^
Trotzdem lese ich gerne Bücher oder sehe Filme in denen Vampire vorkommen. Solange ein wenig Romantik dabei ist.
Apropos, bald kommt Underworld Blood War raus. Schaut den auch jemand?
Hallo Lucindra
Ich hab mich mal ne ganze Zeitlang auch für Vampire "interessiert".
Das war bei mir aber eher eine Art Flucht aus der "Realität", und hatte so eine Art "morbide Komponente", die mir eine willkommene Abwechslung in der realen Ödnis und Stupidität der alltäglichen oberflächlichen Zivilisationsangelegenheiten war.
Roman Polanskis "Tanz der Vampire" - ich meine natürlich damit den alten Film, von glaube 1966, wo er selbst auch eine Hauptrolle als "getreuer Schüler Alfred" des alten Professors spielt, und sie in der genialen Winterlandschaft der Karpaten und in einem alten Vampirschloß unterwegs sind - ist auch heute noch einer meiner Lieblingsfilme.
Aber zurück zum eigentlichen Thema.
Vampirismus beruht auf der Bedeutung und der damit verbundenen Faszination vom Blut, bzw. dessen, was das Blut eigentlich repräsentiert (mythisch und real).
Das Blut repräsentiert Einen selbst auf derjenigen innersten und intimsten physischen Schicht, auf der die eigene körperliche Existenz beruht, und steht in ständiger lebendig pulsierender Verbindung mit dem Herz und allen Bereichen des Körpers. Es ist der "Lebenssaft", bzw. die physische Essenz einer Person.
Es gibt da ja z.B. die Redewendungen:
"Da steckt Herzblut drin",
oder der Begriff "Blutsbrüder",
oder "Das muß man im Blute haben"
...
Wenn man die Blutprobe einer Person chemisch analysiert, kann man anhand derer und der Spurenelemente sowie Mikroorganismen darin, ganz genau feststellen, wer und was und wie Du bist.
Das Blut ist also wirklich Dein physisches Innerstes und repräsentiert analog dich selbst auf deine einzigartige individuelle Weise und gewährleistet real die körperlich - geistigen Energieaustauschprozesse im eigenen Mikrokosmos.
Betrachtet man z.B. mal die "Blutsbrüderschaft", also wie bei Winnetou und Old Shatterhand
, so läßt man da sozusagen gegenseitig rituell sein Blut zusammenfließen.
Rituell bedeutet in diesem Zusammenhang, daß man diejenigen Handlungen, die man auf der physischen Ebene ausführt, gleichzeitig auch analog auf der geistigen Ebene auszuführen wünscht.
Der symbolische "Blutaustausch" soll da also auch einen "geistigen Austausch" bzw. auch eine Art "geistige Verschmelzung" bewirken.
Vom Wirkprinzip her verbirgt sich hinter dem "Vampirismus" die gleiche Analogie, jedoch sind hierbei die Rollen - bzw. Machtverhältnisse zwischen den handelnden Protagonisten stark verschoben.
Es geht dabei nicht mehr um einen gegenseitigen "Austausch", sondern lediglich um einen "Transfer".
Bei vielen eingeborenen Naturvölkern ist es ja auch heute noch üblich, sich mit dem Blut ihrer getöteten Feinde zu beschmieren, oder sich ihre Energie "einzuverleiben", indem diese schlicht verspeist werden - und zwar bar aller kulinarischen Zubereitungsarten, welche in unserem Kulturkreis normalerweise für notwendig erachtet werden.
Die Tatsache, daß viele dieser Naturvölker auch bereits schon über Kalaschnikows verfügen, wird dabei einfach in die überlieferte Tradition synkretisiert.
Das läßt sich in Büchern von Scholl-Latour nachlesen, in denen es vorrangig um Afrika geht.
Beim Vampirismus liegt jedenfalls der Schwerpunkt der Bedeutung des Blutes mehr auf der physischen Ebene und der beiderseitigen Wahrnehmung des konkreten Vorgangs und des unterschiedlichen Effektes, der für beide Seiten daraus entsteht.
Das Blut von jemandem zu trinken, bedeutet aber, schlußfolgernd aus den obigen Ausführungen von mir dabei, sich die "Essenz" der Person und damit die Person selbst einzuverleiben.
In der Fetishszene wird sowas gern gespielt, wie auch Schwarze Feder angedeutet hat.
Dasjenige, was sie da als "animalisches Lustverhalten" empfand, ist meiner Ansicht nach nichts anderes als "entzücktes Entsetzen" auf der einen Seite und grummel-grummel, grumph-grumph auf der anderen Seite.
Persönlich finde ich diese Sachverhalte eher plump und flach.
Den Austausch auf der geistigen Ebene mag ich lieber.
Die quasi erotisch-romantische Komponente, in welche diese Vorgänge in vielen Vampirfilmen eingewoben bzw. eher verklärt sind, spiegelt meiner Ansicht nach aber immer noch recht gut die eigentliche Bedeutung des Vorgangs wieder.
...
Und was wäre eine Folge "Tatort", wenn es nicht mindestens einen Mord gegeben hätte?
Sex&Crime läßt sich nunmal immer am besten verkaufen - da fragt man sich doch wirklich:
... Wieso eigentlich?
Liebe Grüße,
Nordrage.