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 Der Aberglaube & die Begräbnisse von Untoten 
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Admin/Alchemist/Magier
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Passend zu Samhain. :geist0: :twisted:

Bin vorhin auf einen interessanten Artikel gestoßen. Wobei ich früher auch schon mal über das Thema gelesen hatte.
Gebete, Holzpflöcke, Kopfabschlagen - So aufwendig sollten die Untoten in ihren Gräbern gehalten werden

Im Mittelalter und auch weit davor gab es den Glauben daran, dass Tote wieder auferstehen könnten. Darauf basiert u.a. der Mythos von "Wiedergängern", "Nachzehrern", aber auch Vampiren und Zombies. Man unternahm allerlei Maßnahmen, um eine Wiederkehr zu verhindern. Begräbnis mit dem Bauch nach unten, Fesselung, Bannung oder Zerpflockung mit Eisenstangen und Holzpfählen, Weihwasser und Knoblauch, sogar Kopfabschlagung. :o Man tat das aber nur bei bestimmten Leuten, bei den Ausgrabungen von Friedhöfen stellt man fest, dass von diesen Ritualen immer "nur" ca 1/4 betroffen sind. Was waren die Gründe hierfür? Hatte man an sich gar keine Angst vor Untoten, sondern nur vor denen, die vielelicht schon zu Lebzeiten Unheil angerrichtet hatten? Oder war es vielleicht sogar der Wunsch der begrabenen Menschen selber, dass sie so begraben werden, um das Untotsein zu verhindern? Was meint ihr?

Des Weiteren frage ich mich, ob der "Aberglaube" so war, dass man eine richtig physische Auferstehung befürchtete oder nur die des Geistes? Also man verhindernt wollte, dass der Tote als Gespenst umherirrt und keinen Frieden findet.? Für letztere denke ich spricht, dass es ja auch heutzutage erwiesen ist, dass es Geister gibt und solche immer noch gesichtet werden. Während man von wiederauferstandenen, untoten Körper ja eigentlich nichts hört oder liest. Das Zombiegedöns aus dem Voodoo mal außen vorgelassen (http://welt-der-hexen.de/viewtopic.php?f=28&t=1899#p15054). Oder kennt ihr da Geschichten oder Erlebnisse?

So oder so, der Aberglaube musste ja auf etwas fußen. Die Leute hatten doch eigentlich keinen Grund, sowas einfach aus der Luft zu greifen, oder? Man könnte vermuten, Religion und Lehren sind schuld....aber auch das fußt ja auf was und es erklärt nicht, warum solche Bräuche wohl auch schon im Steinzeitalter stattfanden.

Etwas sehr interessantes fand ich am Ende des obigen Artikels: Und zwar wurde/wird der neue Berliner Flughafen, der ja anscheinend nie fertig wird und um den es Skandal um Skandal gibt (er sollte eigentlich schon 2011 eröffnet werden!), zum Teil auf einem alten Friedhof gebaut. Der Ort Diepensee musste umgesiedelt werden und hier fand man bei den Ausgrabungen die alten Begräbnisse, eben auch solche wie oben beschrieben von "Untoten". Ob das (mit) der Grund ist, warum der Bau dieses Flughafens so "verflucht" ist? :denkend_0005:
Zum Hintergrund:
https://www.stern.de/reise/follow-me/pannen-airport-ber--ich-war-wieder-dort---und-bin-entsetzt-8134102.html
https://ze.tt/der-ber-wird-zwoelf-jahre-alt-das-sind-seine-skurrilsten-pannen-berlin-flughafen/)


Weitere Artikel, die ich zu dem Begraben Untoter gefunden habe:

http://www.spiegel.de/forum/wissenschaft/aberglaube-archaeologen-finden-hinweise-auf-untoten-bestattung-thread-148072-1.html

https://www.focus.de/wissen/experten/genesis/wiedergaenger-nachzehrer-und-totenschmatzer-auf-richtstaetten-und-friedhoefen-teil-1-wiedergaenger_id_4320228.html

https://www.galileo.tv/history/total-irre-das-taten-menschen-im-mittelalter-aus-angst-vor-zombies/

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Mi 31. Okt 2018, 14:04
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Schamanin

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Beiträge: 40
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Frag mich nicht wieso ich gerade darauf komme; es gibt eine sehr interessante aber nackenhaarsträubende Folge von GEO Reportage:

Wie Madagassen mit dem Tod umgehen/Totenkult

Aufgrund von evtl minderjährigen Mitlesern werde ich keinen Link schicken. Bei Interesse sag mir gern Bescheid

Lieben Gruß Mari :hexe3:

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So 27. Jan 2019, 22:14
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Im Norden gab es den Glauben an Draugr, das sind zwei Anteile eines Toten die nicht mit demjenigen fortgegangen sind als er starb. Die beiden verbliebenen Anteile sind sein Körper, der ja immer zurückbleibt und zerfällt, und ein Wächter (Vard), der in seinem Leben die Aufgabe hatte, ihn zu beschützen.
Da alle anderen Anteile des Verstorbenen fort sind ist das was dann in dem Grab aufsteht nicht der Verstorbene, sondern etwas sehr gefährliches, vor dem auch die Angehörigen, die der Mensch einst liebte, Angst haben müssen. Ein Draugr sieht aus wie ein klassischer Horrorfilm-Zombie, da er in dem Zustand ist, wie der Körper war als er bestattet wurde- also mit allen Anzeichen seiner Todesursache. Ich nehme an das ist meist ein gewaltsamer Tod, da das den Vard eher dazu veranlassen würde in dem Körper zu bleiben und weiterzukämpfen. Vielleicht hat der arme Beschützer so einen Stress gehabt als sein Mensch starb, dass er garnicht mitbekommen hat, was passiert ist. Der Vard ist jedenfalls alles andere als ein böses Wesen, er ist sehr wichtig um den Menschen im Leben zu beschützen- nur wenn er allein in dem toten Körper zurückbleibt gibt es ein Problem.

Der Draugr geht auch nicht anders zu vernichten als seinen Kopf abzuschlagen und dann Kopf und Körper gründlich zu verbrennen. Um zu verhindern dass Draugr aus dem Grab steigen wurden im Mittelalter manchmal Schriftzüge, die ihm sagten, er solle liegen bleiben an der Innenseite von Grabplatten angebracht. Viele Leute trugen auch Schutzamulette gegen Draugr.


Sa 2. Feb 2019, 13:19
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Admin/Alchemist/Magier
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Jynx hat geschrieben:
Im Norden gab es den Glauben an Draugr, das sind zwei Anteile eines Toten die nicht mit demjenigen fortgegangen sind als er starb. Die beiden verbliebenen Anteile sind sein Körper, der ja immer zurückbleibt und zerfällt, und ein Wächter (Vard), der in seinem Leben die Aufgabe hatte, ihn zu beschützen.


Ist Vard altdeutsch oder altgermanisch? Kommt daher vielleicht das englische Wort Guard? Viele englische und anderssprachige Wörter haben Wurzeln im Urgermanischen.
Draugr ist etymologisch auch interessant. Erinnert an Drache und Dragon. Ich vermute jetzt aber mal, dass Draugr menschliche Form haben? Oder kann das alles möglich sein?

Zitat:
Da alle anderen Anteile des Verstorbenen fort sind ist das was dann in dem Grab aufsteht nicht der Verstorbene, sondern etwas sehr gefährliches, vor dem auch die Angehörigen, die der Mensch einst liebte, Angst haben müssen.


Warum? Was würde er ihnen tun?

Zitat:
Ein Draugr sieht aus wie ein klassischer Horrorfilm-Zombie, da er in dem Zustand ist, wie der Körper war als er bestattet wurde- also mit allen Anzeichen seiner Todesursache. Ich nehme an das ist meist ein gewaltsamer Tod, da das den Vard eher dazu veranlassen würde in dem Körper zu bleiben und weiterzukämpfen. Vielleicht hat der arme Beschützer so einen Stress gehabt als sein Mensch starb, dass er garnicht mitbekommen hat, was passiert ist. Der Vard ist jedenfalls alles andere als ein böses Wesen, er ist sehr wichtig um den Menschen im Leben zu beschützen- nur wenn er allein in dem toten Körper zurückbleibt gibt es ein Problem.


Vielleicht kann es der Vard auch nicht verkraften bzw. macht sich Selbstvorwürfe, dass er - anscheinend - beim Schutz versagt hat, so dieser gewaltsame Tod eintreten konnte.? Vielleicht sucht er auch Rache?

Und denkst du, es gibt heutzutage noch Draugr?

Zitat:
Der Draugr geht auch nicht anders zu vernichten als seinen Kopf abzuschlagen und dann Kopf und Körper gründlich zu verbrennen. Um zu verhindern dass Draugr aus dem Grab steigen wurden im Mittelalter manchmal Schriftzüge, die ihm sagten, er solle liegen bleiben an der Innenseite von Grabplatten angebracht. Viele Leute trugen auch Schutzamulette gegen Draugr.


Seltsam - auch Dämonenwesen (der niedrigeren Ordnung) kann man auf diese Weise töten und nur auf diese Weise: Kopf abschlagen und verbrennen! Hab ich selber schon erlebt. :o Aber es musste sein. :diablo: Das Kuriose: Das Wissen/Handeln war intuitiv in mir drin. Und ich war erst mal auch über mich selbst schockiert. :shock: Erst später erfuhr ich davon, dass es die offizielle Tötungsweise ist. War eine interessante Bestätigung...

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So 3. Feb 2019, 03:18
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Zitat:
Ist Vard altdeutsch oder altgermanisch? Kommt daher vielleicht das englische Wort Guard? Viele englische und anderssprachige Wörter haben Wurzeln im Urgermanischen.


Ja, ist aus dem germanischen Sprachraum. Es gibt ja auch die deutsche Hunderasse Hovawart das heisst wohl in etwa Hofwächter, dort wird es "wart" geschrieben. Ich glaube die schreibweise Vard ist schwedisch oder norwegisch. "to ward" im englischen heisst auch etwas abwehren.

Zitat:
Draugr ist etymologisch auch interessant. Erinnert an Drache und Dragon. Ich vermute jetzt aber mal, dass Draugr menschliche Form haben? Oder kann das alles möglich sein?


"Draugr" erinnert mich an "dröger" also "vertrockneter". Dabei kann er auch eine Wasserleiche sein... soweit ich weiss betrifft das in den Geschichten immer Menschen und hat menschliche Erscheinungsform. Manchmal sieht man ihn auch nicht, und er rumpelt nur auf dem Dach rum und verursacht Angst, Unruhe und Unglück.

Zitat:
Warum? Was würde er ihnen tun?

Ich glaube in der Zombievarianate ist er gewalttätig. Ich sehe den Vard als puren Selbstschutz, Überlebensinstinkt. Ertrinkende klammern sich an alles was sie erfassen können, das kann dann auch dazu führen dass sie in Panik jemanden ertränken, der sie retten möchte- so in etwa sehe ich die Gefährlichkeit des Draugr- der ist nicht mehr gesteuert vom Rest der Person, also ohne Verstand. Er handelt allein mit nichts als dem Trieb, um das überleben zu kämpfen. Ich denke er erkennt auch niemanden persönlich, sondern sieht nur potentielle Feinde. Ansonsten macht es wohl einfach unglücklich, wenn ein unter grausamen Umständen verstorbener einfach nicht ganz fortgeht.

Zitat:
Vielleicht kann es der Vard auch nicht verkraften bzw. macht sich Selbstvorwürfe, dass er - anscheinend - beim Schutz versagt hat, so dieser gewaltsame Tod eintreten konnte.? Vielleicht sucht er auch Rache?

Ja, an etwas ähnliches dachte ich als ich das hier schon abgesendet hatte auch- mir ist eingefallen dass ein Selbstmörder wohl leicht einen Draugr erschaffen könnte, denn er hat sich gegen seinen Vard gestellt (und gewonnen)- also so kann er sich vermutlich leicht von ihm abspalten. Sein Vard dürfte dann wohl mit recht sehr aufgebracht, verwirrt und verstört sein.

Zitat:
Und denkst du, es gibt heutzutage noch Draugr?

Altes Wissen ist oft in Gleichnisse verpackt und nicht wortwörtlich zu interpretieren. Über die Jahrhunderte wurden sie dann ausgeschmückt- auch von Leuten die nicht kapiert haben worum es eigentlich ging. Also alles sehr schwierig zu entschlüsseln.

Ich fühle dass ein Sinn hinter diesen Geschichten steht. Ich glaube auch, dass jeder von uns immernoch die gleichen Anteile in sich trägt, auch einen Vard. Die Menschen benennen sie nicht mehr so, aber würden sie etwas mehr über sie wissen, dann würden sie sie in sich fühlen.

Hier sind ein paar Ideen was ein Draugr sein könnte: Es kann die Emotion der Hinterbliebenen sein, wenn etwas schlimmes passiert ist und sie lange brauchen um es zu verarbeiten. Vielleicht sehen sie immerwieder den entstellten Leichnahm in ihren Gedanken und Träumen und werden noch lange unglücklich darüber sein. Der Tote hat dann einen schlechten Einfluss auf sie, ohne dass es um den Verstorbenen selbst geht. Indem sie das Draugr nennen und von ihm trennen können sie ihn evtl. trotzdem in guter Erinnerung behalten. Es kann auch das schlechte Gewissen eines Mörders sein, der sich vom Draugr seines Opfers verfolgt und ins Unglück gestürzt fühlt.
Eine andere Variante wären Wesensveränderungen nach traumatischen Ereignissen. Dass jemand unberechenbar geworden ist und die anderen sich das erklären, indem sie sagen dass er bei dem Unglück schon starb und das was überlebt hat ist nicht der ganze Mensch, sondern nur sein Draugr. Das wäre aber sehr traurig, wenn man dann sagt "er ist schon lang tot, wir müssen den Draugr auch töten, der bringt nur Unglück"
Ich weiss nicht was genau gemeint ist, aber ich glaube wenn wir es verstehen könnten, dann würden wir erkennen dass sie immernoch da sind und es immernoch Menschen gibt die unter ihnen leiden.


So 3. Feb 2019, 17:34
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