Hallo Aschmudi,
erst mal Danke für die interessanten Alchemie- Links
Hier mal meine Interpretation des ersten Bildes:
Interessant finde ich schon einmal die Gesamtkomposition. Demnach wird das gesamte Werk als organischer Prozess mit einer dreiblättrigen Pflanze verglichen. Dabei fällt mir auf, dass die vier Winde und der Himmel ganz auf die drei Blätter ausgerichtet sind, während der untere Stamm und die Wurzeln quasi davon ausgegrenzt werden.
Ich deute das Blasen der Engel so, dass sie die zunehmend flüchtiger werdende Materie im fortschreitenden Prozess des Werkes anzeigen. So werden die unteren beiden Blätter noch von je einem Engel angeblasen, das obere Blatt dann bereits von zwei Engeln.
Hingegen zeigt uns die untere Hälfte des Bildes die fixe Seite des Werkes. Hier finden wir links unten die "graue Kröte" (oder das flügellose Drachenbaby!), das die "Prima Materia" darstellt. Die Kunst besteht darin, das Innere der Kröte nach Außen zu kehren, d.h. das Fixe flüchtig zu machen.
Dazu benötigen wir einen gewissen Mercurius
, der innerlich von gleicher Abstammung sein muss wie "unsere Kröte". Dieser "erste Mercurius" wird durch die Weinreben dargestellt, die sich um den Stamm unserer "alchemistischen Pflanze" ranken und damit zwischen der fixen und der flüchtigen Seite des Werkes vermitteln.
Dabei sind die Weinreben ein schönes gleichnishaftes Beispiel: Denn aus dem Wein stammen sowohl der unlösliche (=fixe) Weinstein (lateinisch: Tartarus, was gleichzeitig auch Unterwelt
heißt!) als auch der Weinessig. Beide sind daher von gleicher Abstammung. Das Gesellenstück in der Alchemie ist es, zu lernen, den Weinstein durch Cohobation flüchtig zu machen...
Wenn also das Innere "der Kröte" oder "unseres Tartarus" nach außen gebracht wurde, so zeigt sich dies im linken Blatt als "wässriger Mercurius" (Luft + Wasser) und im rechten Blatt als "grüner Löwe" (Feuer + Erde). Im Laufe des weiteren Werkes werden diese beiden immer mehr miteinander vereinigt, wodurch der "grüne Löwe" zunehmend flüchtiger (er versucht sich nach oben hochzuziehen!) und der Mercurius (jetzt ganz in Hermesgestalt sichtbar!) zunehmend feuriger wird (=oberes Blatt).
Soweit mein Verständnis des Bildes...
LG Rafael Chiron