Eine Art gelebter Naturspiritualität
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Hexe
Registriert: Mo 20. Mär 2017, 19:09 Beiträge: 58
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Grüss Euch, nachfolgende Frage von Nordrage in einem anderen Thema hat mich dazu bewogen, dieses Thema hier aufzumachen, damit das erstere nicht "zersemmelt" wird. "Geht das bei Dir denn in eine bestimmte Richtung - oder bist Du da organisiert? ... Ich meine Schamanen könnte man höchstens importieren - aber es soll ja in Europa auch noch eine druidische Tradition geben ...
LG, Nordrage."Hmmm....ich wüsste nicht, in welche Richtung ich mich einordnen sollte. Ich lebe eine ganz ur-eigene Form von Naturspiritualität, die sich im Laufe vieler Jahre bei mir so entwickelt hat. Möglicherweise wird ein schamanisch arbeitender Mensch bei mir ein paar ihm ähnlich erscheinende Ansichten/Vorgehensweisen/Handlungen erkennen können. Doch ich selbst sehe mich in keiner solchen Richtung. Ich habe im Laufe der Jahre ein paar Ausrichtungen des zentraleuropäischen Heidentums kennenlernen dürfen. Bei zweien hatte ich eine Weile das Gefühl, das passt. Doch je mehr ich mich damit befasste und weiterentwickelte, umso deutlicher wurde nach einer Weile, das es nicht komplett passte. Heute weiss ich warum es sich so anfühlte für mich. Diese Traditionen sind- und das ist ausschliesslich meine persönliche Meinung - in einer Zeit verhaftet geblieben, die mit der heutigen Zeit in der ich lebe wenig zu tun hat. Und ich denke das muss übereinstimmen, sonst kann ich es nicht mit Herz und Seele leben. In den letzten 15 Jahren veränderte sich mein spirituelles Erleben immer weiter in jene Richtung: Leben mit den Jahreszeiten, Erleben, beobachten und mitfliessen im Tanz der Elemente, formen, schaffen und schöpfen im Natur-Raum, regelmässige Besuche jenseits des Zaunes und einer lebendigen Kommunikation mit meinen Göttern. Und das alles in einer Art und Weise, wie ich sie in heutiger Zeit gut leben kann und wie sie für mich stimmig ist. Nein, ich bin nicht organisiert. Aber ich feiere ab und an mit anderen zusammen die Jahresfeste. Die Teilnehmer kommen oft aus unterschiedlichen Traditionen. Ich habe dies immer als sehr lebendig und inspirierend empfunden. Zu manchen Festen bin ich ohne menschliche Begleitung unterwegs. Das ist ebenso wichtig für mich. Schamanen importieren? Wozu? Ich denke, jede Kultur hat ihre Wurzeln, Entwicklungen und Fähigkeiten. Auch die Unsere. Wenn ich mich im hiesigen natur - spirituellen Bereich verorte, habe ich Zugang zu dem was ich brauche, um Körper, Geist und Seele einigermassen im Gleichgewicht zu halten. Dieses Wissen/diese Erfahrungen kann ich zwar mit Anderen teilen. Jedoch wird das Erleben für jeden ein Anderes sein und seine Entwicklung ganz individuell. Gemeinsam kann ich einiges bewegen und wertvolle Erfahrungen machen. Doch meine ganz ur-eigene Kraft verbindet mich zuerst mit der Natur in mir und um mich herum. Und entlässt mich damit in meine gelebte Naturspiritualität. So sehe ich das für mich. LG Dragmerla
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Mi 22. Mär 2017, 14:27 |
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Registriert: Fr 2. Sep 2016, 20:11 Beiträge: 377 Alter: 47 Wohnort: Thüringen, Harznähe
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Hallo Dragmeria, Bist Du denn schon mal längere Zeit ohne größere Hilfsmittel in der Natur gewesen? So Naturspiritualität läßt sich ja heutzutage äußerst angenehm betreiben, wenn man ein Dach über dem Kopf hat, ne geheizte Wohnung und nen Kühlschrank  Deswegen passt das heute vielleicht auch nicht mehr richtig - mit den alten Traditionen und Bräuchen - weil die "zivilisierte" Lebensweise kaum noch in der Natur, sondern höchstens neben der Natur stattfindet. Da fallen dann viele Notwendigkeiten und Sitten einfach weg - und werden automatisch durch etwas anderes ersetzt - was ja auch völlig natürlich ist. Ist schon etwas länger her - da hatte ich meine Wohnung gekündigt und außerhalb gearbeitet, wo ich auch niemanden weiter kannte. Hatte auch keine Lust, mir da eine neue Wohnung zu suchen. Hatte dort meistens Nachtschicht. Hab da Frühling und Sommer alle Klamotten im Auto gehabt und da entweder im Auto oder im Wald geschlafen. Zu den Tageszeiten, wo ich nicht arbeiten mußte, bin ich durch den Schwarzwald gestreift, oder hab mich an nen Bach auf ner Wiese gelegt. Herbst und Winter hab ich dann in ner Gartenlaube ohne fließendes Wasser und sonstige Annehmlichkeiten verbracht - der einzige Luxus war ein Bett  Hat mir aber sehr gefallen und war auch lehrreich und spannend. Das einzige größere Problem bestand darin, wenn man auf Arbeit auftauchte, vor dem Chef den Eindruck zu erwecken, als wenn man "normal" wäre und ein Zuhause hätte  Im Sommer konnte man sich ja noch im Bach waschen und Zähneputzen - In der kälteren Zeit - die fing dann an, wenn man frühs für den Tee an der Feuerstelle erst sein Trinkwasser auftauen mußte - hab ich notgedrungen auf dem Weg zur Arbeit bei einer größeren Imbißkette gehalten - um dort ein Waschbecken, Spiegel und temperiertes Wasser zu nutzen. Ich glaube in der Zeit hat sich meine Art von Naturspiritualität ausgeprägt. LG, Nordrage
_________________ Per aspera ad astra
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Mi 22. Mär 2017, 17:33 |
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Hexe
Registriert: Do 27. Okt 2016, 08:34 Beiträge: 320 Wohnort: Schweiz
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Hallo zusammen Deine Erklärung Dragmerla finde ich sehr schön! Auch ich versuche diesen Weg für mich zu gehen. Ich sage mir auch seit einiger Zeit, dass es keinen vorgeschrieben Weg für alle geben kann. Jeder soll seinen Weg finden und versuchen so gut er/sie es kann diesen zu leben! Nordrage...das ist ja cool Genau wie Du hat mein Mann ebenfalls eine Zeit gelebt! Er ging allerdings für die "Wäsche" ins Hallenbad! Ich könnte das allerdings echt nicht...mir hat es früher schon 3 Tage Openair St.Gallen oder 1 Woche Paleo Festival...das war dann genug outdoor für mich Zu den Schamanen..also ich war letzten Oktober bei Schamanen (habe meine verstorbenen Eltern besuchen wollen) ob es nun richtige oder falsche waren kann ich nicht beurteilen. Aber meine Eltern waren da (auch wenn ich sie nicht gesehen habe/mangelnde Konzentration) was die Schamanen erzählt hatten konnte niemand von ihnen wissen! Gefühlt habe ich die Präsenz auf jeden Fall! Lg Siola
_________________ Deep within your soul is a door that opens into a world of wonder Open the door and let the magic in
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Mi 22. Mär 2017, 18:18 |
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Hexe
Registriert: Mo 20. Mär 2017, 19:09 Beiträge: 58
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Grüss Dich Nordrage, interessant, wie ähnliche Erfahrungen prägen können. Vor ca. 20 Jahren lebte ich nach einem schweren persönlichen Schicksalsschlag der mich heftig umwarf mehrere Jahre lang auf einem Natur-Campingplatz. Ich lebte dort Sommer wie Winter - und die Eifel ist im Winter verdammt kalt. Deshalb hatte ich im zweiten Jahr einen kleinen Petroleumofen. Ich war viel unterwegs, kochte meist draussen am Lagerfeuer, sammelte Holz im nahegelegenen Wald, baute mir einen Grossteil meines Gemüses in Kübeln vor dem Wohnwagen an, schnitzte meine Kochlöffel und Essbretterln selber und sammelte Kräuter, um mich gesund zu halten. Kühlschrank hatte ich auch nicht, dafür einen kleinen Bach hinterm Wohnwagen, in dem ich - vor allem im Sommer - meine Lebensmittel schön kühlhalten konnte. Als ich mich wieder einigermassen gefangen hatte, arbeitete ich dort indem ich Kräuterwanderungen anbot und später für Frauen und Kids ein kleines Survivalprogramm. In dieser Zeit näherte ich mich meinem Innersten, und ein kleines, aber feines Fundament entstand in mir, das mich bis heute trägt. Ich kann heute für mich klar sagen, das mich diese Zeit sehr geprägt hat und für mich sehr wichtig war. Die Erfahrungen die ich aus dieser Zeit mitnehmen konnte, haben mein spirituelles Empfinden vertieft und reifen lassen. Mein Annähern an die Natur um mich herum brachte mich gleichzeitig meiner eigenen inneren Natur näher. Je mehr ich die Natur um mich herum neu begriff, zu verstehen lernte, umso mehr erkannte ich mich und meine wirklichen Bedürfnisse. Eine sehr wertvolle Zeit war es für mich. Und für mich war dieser Weg genau so richtig, das weiss ich heut. Da hast recht, in der heutigen Zeit ist es schwierig geworden, sich den natürlichen Rhythmen zu nähern. Und somit verschieben sich auch gewisse Prioritäten. Und ich meine, das diese Art der Erfahrung auch nicht für jeden Menschen notwendig ist. Für den spirituellen Weg eines Menschen gibt es auch noch andere Varianten, um sich selbst zu nähern. Doch ich denke, das derjenige, der einen naturspirituellen Weg einschlägt, nicht darum herumkommt, sich mit selbiger ausgiebig zu beschäftigen und zu erfahren. Da sehe ich schon einen Unterschied. Heut bin ich schon über 60, meine Gelenke zeigen mir gerade in den Wintermonaten meine Grenzen deutlich auf. Aber auf der Wiese hinterm Hof steht - sobald der Boden frostfrei ist, mein altes Zelt, eine Kohte. Und da verbringe ich soviel Zeit wie möglich. Und erinnere mich...... Und habe gerade beim Schreiben wieder festgestellt, das Erinnerungen sehr hilfreich sein können. Apropos Klamotten: Ich hatte eine kleine Kiste im Wohnwagen, darin hatte ich ein bisserl was, das "zivilisationstauglich" war. Das hab ich nur dann angezogen, wenn ich mal "unters Volk" musste. Hat immer ganz gut geklappt. Ich stellte jedoch sehr schnell fest, das ich immer wieder froh war, wenn ich mich in mein "Räuberzivil" werfen konnte. Das roch immer so herrlich nach Kräutern und Rauch...... LG Dragmerla
Zuletzt geändert von Dragmerla am Mi 22. Mär 2017, 19:22, insgesamt 1-mal geändert.
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Mi 22. Mär 2017, 18:59 |
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Hexe
Registriert: Mo 20. Mär 2017, 19:09 Beiträge: 58
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Siola hat geschrieben: Hallo zusammen Deine Erklärung Dragmerla finde ich sehr schön! Auch ich versuche diesen Weg für mich zu gehen. Ich sage mir auch seit einiger Zeit, dass es keinen vorgeschrieben Weg für alle geben kann. Jeder soll seinen Weg finden und versuchen so gut er/sie es kann diesen zu leben! Nordrage...das ist ja cool Genau wie Du hat mein Mann ebenfalls eine Zeit gelebt! Er ging allerdings für die "Wäsche" ins Hallenbad! Ich könnte das allerdings echt nicht...mir hat es früher schon 3 Tage Openair St.Gallen oder 1 Woche Paleo Festival...das war dann genug outdoor für mich Lg Siola Grüss Dich Siola, genau das ist es was ich auch immer wieder sage: Jeder Mensch hat seinen ganz individuellen Weg, um zu sich selbst zu finden. Weisst, ich glaub wenn ich in der Grosstadt leben würde wär ich schon längst vor lauter Dussligkeit vor die nächste Strassenbahn gerannt. Da wäre ich komplett nicht überlebensfähig. Oder wenn ich mitkrieg, das manche Menschen sich in anderen Ländern - Wüste oder Arktis - ihren Grenzen nähern, da wäre ich ebenfalls spielend gescheitert. Ich denke auch, jeder kriegt es so wie er es aushält oder es richtig für ihn ist. Jeder stellt sich seinen Herausforderungen im Leben, und die sind ja so vielfältig! LG Dragmerla
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Mi 22. Mär 2017, 19:01 |
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Admin/Alchemist/Magier
Registriert: Mo 24. Aug 2015, 14:33 Beiträge: 2623 Alter: 44 Wohnort: Remscheid
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Haha, ich hab mich in euren Beiträgen teils richtig wieder gefunden.  Ein Faden ganz nach meinem Geschmack. Ich bin ja auch mal ne zeitlang alleine durch die Wildnis gestreift, zu Ende meiner USA-Zeit. Von daher kenne ich das mit der Kleidung, dem Waschen usw nur zu gut. Allerdings hatte ich nen Schlafsack dabei. Und ne Thermoskanne zum Wasserauffüllen. Trinkbares Wasser fand man früher oder später zum Glück immer irgendwo. Zu erst bin ich ja richtig durch die Natur, durch die Wälder im Norden Arizonas bis hinunter zur wüstlichen Gegend. Das war ca. einen Monat lang. Einen Großteil der Strecke absolvierte ich durch so nen kleineren Canyon mit Bach, das war echt genial. Eigentlich wollte ich dann ja richtig in die Wüste von Sonora, aber da ich wesentlich schneller wanderte als gedacht, wäre das im Hochsommer gewesen und vermutlich Selbstmord gleichgekommen. Also hab ich mich stattdessen einige Wochen in und um Phoenix aufgehalten, irgendwo gabs immer nen Busch oder ne Palme, bei der mán gemütlich schlafen konnte. ^^ In Phoenix bekam mir aber das extrem heiße Klima nicht besonders, so dass ich dann mit nem Fernbus nach San Francisco bin und dort dann auch für mehrere Monate mein "zu Hause" gefunden hatte. Das war schon recht genial da, weil es quasi die US-Hauptstadt der Obdachlosen und Streuner ist, die meisten davon stecken noch in der Hippie-Zeit.  Ich war also nicht der einzige, der es sich in einem der Waldparks bequem machte und ein eigenes SChlafplätzchen im Dickicht hatte.  Und hier hatte ich dann die gleiche Problematik wie Nordrage. Ich wollte ein bißchen jobben gehen und da musste ich bei den Bewerbungsgesprächen halt vortäuschen, dass ich nen festen Wohnsitz hatte, zu den "Normalos" gehöre usw. Ich glaub mein Hauptproblem war, dass sowohl ich als auch meine Kleidung, trotz waschen, zu sehr den Geruch (und Energie?) von Wildnis an sich haften hatte.  Naja, als Wohnsitz gab ich jedenfalls einfach den einer Bekanntschaft in SF an, wo ich mich manchmal aufhielt. Der Bewohner war ebenfalls Deutscher und auch so ne Art Streuner - er war dort aber sesshaft geworden weil er mietlos dort leben durfte - solange er sich um den Garten kümmerte. Auch ein Arrangement. Tja, einen Job bekam ich dann sogar, das hielt aber nur ein paar Wochen. Man muste da immer so Flugblätter an den Mann bringen und unrealistische Vorgaben erfüllen, so dass es von beiden Seiten nicht passte. Ich hab dann aber einfach wieder meine Übersetzertätigkeit im Internet aufgenommen, in dem ich mir über craigslist nen gebrauchten Laptop kaufte und das fast stadtweite Wireless-Netzwerk nutzte. Ich konnte also draußen in der Sonne arbeiten oder in einen der vielen Cafes.  DAs war schon uklig und aberwitzig - als Obdachloser zu leben aber doch recht gut Kohle zu haben. Da hatte ich schon manchmal ein schlechtes Gewissen, weil die Leute mir immer mal wieder aus Mitleid Geld zusteckten.  Dabei hab ich gar nix gemacht und auch nie gebettelt oder sonst irgendwas (oh gott, nee). Und zerlumpt sah ich mMn auch nicht aus. Aber das allein war schon ne Erfahrung - zu sehen, wie viele doch hilfsbereite und gutmütige Menschen es gibt (auch vor SF schon). Wie auch immer, von dem Geld gab ich nur selten was aus, weil ich bereits für meine Rückkehr nach Deutschland sparte und der Sinn meines Trips ja war, ne zeitlang mal ohne den ganzen Schnickschnack zu leben. Ach ja, war schon irgendwo ne geile Zeit. Auf der einen Seite will ich sie nicht missen und die wichtigen Erfahrungen, die ich dabei gemacht habe - auf der anderen Seite hätte ich nicht wirklich Lust, sowas ähnliches nochmal zu machen. Weder heute, noch morgen, noch in vielen Jahren. Es sei denn, ich muss. Ein paar Wochen Wildnisurlaub ist natürlich was anderes, aber da lieber in Gesellschaft. Ich muss schon sagen, dass es mich damals im Endeffekt doch immer wieder in die Zivilisation trieb. Auf lange Dauer allein und ohne menschlichen Kontakt lag mir wohl doch nicht so, was mich ein wenig verblüffte. Da ich ja doch eher Marke Eremit bin. Aber ich merkte trotz der Schönheit der Natur und der Geborgenheit, die ich v.a. in den Wäldern fühlte, das irgendwas fehlte. Besonders merkte ich das in San Francisco: irgendwo war es zwar cool teils wie ein Hippie zu leben, frei zu sein, ohne jegliche Pflichten und Verbindlichkeiten - aber bei den ganzen Kiffern und Obdachlosen, die da teilweise schon Jahrelang so lebten, kam ich recht schnell zu der Einsicht, dass es das nicht sein kann und diese Leute auch nich wirklich glücklich waren. Man muss auch irgendwo produktiv sein, um komplett erfüllt zu sein! Zumindest ich empfand das so und ich denke, dass das auch ne typisch deutsche Eigenschaft ist, die ich dadurch in mir wieder entdeckte. Anhand eurer Schilderungen schlußfolgere ich, dass es da euch ähnlich erging, Nordrage und Dragmerla? Also dass ihr nach ner gewissen Zeit den Drang verspürtet, zu arbeiten, zu schaffen, usw - und auch in Gesellschaft zu sein? Ihr habt ja beide ebenfalls dann gearbeitet, wobei das Produktivsein und Schaffen ja nich unbedingt mit Geld verdienen zu tun haben muss. Die Frage die sich mir stellt und die ich gerne mal an die ganze Runde weitergebe - wie kann man heutzutage am besten einen naturspirituellen Weg gehen und leben, ohne dafür direkt in der Natur zu leben? Geht das überhaupt? Wie kann man es mit dem Stadtleben vereinbaren? Sollte man zumindest auf dem Land leben oder zumindest hin und wieder mal längere Ausreißer in die Natur machen? (damit meine ich jetzt keine Waldspaziergänge)
_________________ "Wie oben - so unten, wie unten - so oben. Wie innen - so außen, wie außen - so innen. Wie im Großen - so im Kleinen."
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Do 23. Mär 2017, 12:09 |
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Hexe
Registriert: Mo 20. Mär 2017, 19:09 Beiträge: 58
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Scorpio Dennis hat geschrieben: Die Frage die sich mir stellt und die ich gerne mal an die ganze Runde weitergebe - wie kann man heutzutage am besten einen naturspirituellen Weg gehen und leben, ohne dafür direkt in der Natur zu leben? Geht das überhaupt? Wie kann man es mit dem Stadtleben vereinbaren? Sollte man zumindest auf dem Land leben oder zumindest hin und wieder mal längere Ausreißer in die Natur machen? (damit meine ich jetzt keine Waldspaziergänge)
Grüss Dich Scorpio Dennis, erstmal danke für Deinen Post. Es hat Freude gemacht zu lesen. Und bei einigen Deiner Schilderungen/Gedanken habe ich auch ansatzweise so manches von meinen Gedanken und Überlegungen wiedergefunden. Und dabei ist mir was aufgefallen, was auch gleichzeitig ein Stück Deine oben gestellte Frage beantwortet: In Deiner Schilderung, in der von Nordrage und auch in meiner gibt es eine Übereinstimmung, die mir auffiel: Eine Zeitlang tauchte man ab in die Natur, in einen ganz anderen Lebensbereich, um nach einer Weile - bei jedem hats halt unterschiedlich lang gedauert - wieder aufzutauchen und sich im sogenannten "normalen" gesellschaftlichen Leben weiterzubewegen. Ähnliches habe ich auch von Anderen gehört. Das und noch ein paar andere Gedanken bringt mich zu Folgendem: Grüss Euch miteinander! Ein Mensch, der den naturspirituellen Weg gehen möchte/kann/will, braucht offensichtlich zuerst das "komplette Vollbad".  Komplett abtauchen, Körper Geist und Seele mit den Grenzen des Lebens und Erlebens zu konfrontieren ist m. E. ein Stück Grundvoraussetzung, um diese Form der Spiritualität in voller Breite erfahren zu können. Dadurch das man zivilisatorische Gewohnheiten aufgibt und sich dem Neuen/Alten und seiner eigenen Ur-Natur ergibt, stellen sich neue/andere Perspektiven, Ansichten, Handlungsweisen und Erkenntnisse ein. Man schöpft aus dem eigenen inneren Wissen, an das man im heutigen Lärm des Lebens kaum noch herankommt. Und erfährt eine völlig neue Art des Respektes und der Achtung vor sich selbst und der umgebenden Natur. Klar steht es jedem frei, dieses "Vollbad" öfter zu machen oder nur noch so zu leben. Aber bei manchem reicht es zu Anfangs aus. Das findet aber jeder für sich selbst heraus wie es richtig ist. Ich lebe heute zum Beispiel zwar ländlich und auf einem Hof, doch ich heize ganz normal meinen Ofen mit Holz und geniesse den Luxus eines warmen Wannenbades und der Klick auf den Lichtschalter, der es hell werden lässt in der Dunkelheit. Doch ich weiss, wie sich Wind anfühlt, auch in seiner ungemütlichsten Ausprägung, ich weiss, was Kälte, Nässe und Hitze mit mir macht. Ich habe die Elemente direkt "vor Ort" und "hautnah" erlebt, kenne ihre Lieder und erfuhr auch darüber die Götter auf eine ganz besondere Art. Ich denke schon, das man in einer Stadt naturspirituell leben kann. Vorausgesetzt man hat in seinem spirituellen Erleben die Natur in sich und um sich herum hautnah und intensiv erfahren können. Und so bleibe ich - auch in einer Grosstadt - immer in Verbindung mit diesen Rhythmen, kann sie lebendig werden lassen, visualisieren, was auch immer. Doch dazu brauchts m. E. die "lebendige" Erfahrung damit. Fazit: Naturspirituell leben setzt zumindest eine einmalige "Ur-Erfahrung" der Natur um mich herum voraus. Denn ich kann nur etwas leben, was ich auch richtig kenne und wenn ich mich richtig kenne. So denke ich darüber. LG Dragmerla
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Do 23. Mär 2017, 13:29 |
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Registriert: Fr 11. Sep 2015, 17:52 Beiträge: 1300 Alter: 58 Wohnort: Eichsfeld (Nähe Südharz)
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Hallo allerseits, in meinem Elternhaus war es so, daß wir Kinder von morgens (ab der Schulzeit natürlich erst ab nachmittag) bis zum Dunkelwerden draußen waren. Wir wurden regelrecht "an die Luft geschmissen"  Gleichzeitig hatten wir das Glück, daß unsere Nachbarn immer eine Herde von etwa 20 Ponies laufen hatten. Also: über den Zaun klettern, ein Pony einfangen, Seil anlegen (Trense und Sattel hatten wir nicht), raufklettern und Indianer spielen. Wir hatten "Drehbücher" selbst geschrieben und spielten das Leben und Sterben Tecemseh's nach. Unsere Indianerhütten bauten wir aus dem was wir im nahegelegenen Wald fanden. Es wurden "Tränke" und "Essen" aus allerleih Kräutern "gekocht" (meistens trauten wir uns dann aber doch nicht an das Selbstgebraute, sondern wanderten in die Gärten unserer Eltern und pflückten Obst). Auch den zuckersüßen Geschmack der Steckrüben von einem Acker, selbst ausgegraben und mit dem ersten eigenen Messer in Stücke geschnitten, werde ich wohl nie vergessen. Wir klauten auch mal Hafer aus den Hafertonnen für die Pferde  und tranken das Wasser aus der Zuleitung für den Trog. Nichts von alledem hat uns je geschadet. Alles in allem waren wir wohl selber wie "Wilde". Parallel dazu mußten meine Schwester und ich 3 bis 4 mal pro Jahr die "kleinen, feinen Damen" sein, denn mein Vater war so gut wie immer in ganz Europa auf Geschäftsreisen und die meisten davon legte er in die Schulferien, so daß immer die ganze Familie mitfahren konnte. Die Zeit der Ferien bedeutete immer etwa 14 Tage lang jeden Tag in einem anderem Land zu sein. Fremde Menschen, fremdes Essen, fremde Hotels, fremde Sitten, fremde Sprachen kennenzulernen. Ein Leben aus dem Koffer war das dann praktisch. Für uns hieß das also eben noch in der Erde gewühlt zu haben und 3 Tage später z.B. einen Firmenchef in Italien "artig" zu begrüßen oder einem Universitätsprofessor in Wien die Hand zu geben. Es kam oft vor, daß wir innerhalb von diesen 14 Tagen gut und gerne 5.000 km auf Autobahnen und Landstraßen zurücklegten. So wurde auch Graz, die Hauptstadt der Steiermark, meine 2. Heimatstadt, denn dort verbrachten wir wohl die allermeiste Zeit. Europa kenne ich von Hamburg bis Höhe Venedig bzw. Alicante. Später verbrachte ich dann noch 4 Wochen in Canada und eine Woche in der Ukraine. Heute kann ich nicht sagen, welcher Teil meines Lebens davon schöner war. Jedoch bin ich meinen Eltern für das, was sie uns geboten haben, unendlich dankbar. Für mich waren das die Ur-Erfahrungen, die mir sehr viel über den Kreislauf des Lebens beigebracht haben. Liebe Grüße, sumviavisara
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Do 23. Mär 2017, 17:52 |
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Hexe
Registriert: Mo 20. Mär 2017, 19:09 Beiträge: 58
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Grüss Dich Sumviavisara, Was für eine schöne Kinderzeit Du hattest! so wie Du als Kind aufgewachsen bist , das ist etwas unendlich Kostbares, finde ich. Eine solch solide Verwurzelung in der Kindheit gibt fürs spätere Leben Stabilität und "Standpunkt", auch wenn man viel durch die Gegend reist. sumviavisara hat geschrieben: Heute kann ich nicht sagen, welcher Teil meines Lebens davon schöner war. Jedoch bin ich meinen Eltern für das, was sie uns geboten haben, unendlich dankbar. Für mich waren das die Ur-Erfahrungen, die mir sehr viel über den Kreislauf des Lebens beigebracht haben.
Liebe Grüße, sumviavisara
Und genau jene letzten zwei Sätze von Dir haben mir etwas Wichtiges aufgezeigt: Es ist immens wichtig, das Kinder in einer natürlichen Umgebung aufwachsen, getragen und begleitet von den Rhythmen des Lebens und der Elemente. Solche Kinder können immer wieder auf diese bewusst gelebte Ur-Erfahrung zurückgreifen und haben - auch in Zeiten vorübergehender "Wurzelschwäche" - immer noch ein solides Fundament, was sie trägt, auch als Erwachsene. Darüber sollten so manche heutigen Eltern nachdenken, bevor sie ihre Kinder den elektronischen "Nannys" in den Rachen werfen. LG Dragmerla
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Fr 24. Mär 2017, 13:34 |
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Registriert: Fr 11. Sep 2015, 17:52 Beiträge: 1300 Alter: 58 Wohnort: Eichsfeld (Nähe Südharz)
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Dragmerla hat geschrieben: Es ist immens wichtig, das Kinder in einer natürlichen Umgebung aufwachsen, getragen und begleitet von den Rhythmen des Lebens und der Elemente. Solche Kinder können immer wieder auf diese bewusst gelebte Ur-Erfahrung zurückgreifen und haben - auch in Zeiten vorübergehender "Wurzelschwäche" - immer noch ein solides Fundament, was sie trägt, auch als Erwachsene.
Darüber sollten so manche heutigen Eltern nachdenken, bevor sie ihre Kinder den elektronischen "Nannys" in den Rachen werfen.
LG Dragmerla Leider ist das für die meisten Kinder in der heutigen Zeit kaum noch möglich  Dabei wäre es so nötig, wie Du schon schriebst! Aber als Eltern kann man seinen Kindern auch heute noch so einiges bieten, was noch nicht einmal viel Geld kostet. Zum Beispiel habe ich meinen Sohn (heute 22), sobald er laufen konnte, in einen Waldkindergarten gebracht. Bei Wind und Wetter sind die Kinder da jeden Vormittag 3 Stunden lang herumgetobt. Keines dieser Kinder brauchte "Ritalin". Als mein Sohn dann im Kindergarten war, zog mich die Kindergärtnerin eines Tages zur Seite und fragte "Darf sich Dein Sohn schmutzig machen?" Ob dieser Frage war ich erst einmal geschockt  Meine Antwort war: "Natürlich. Wir haben eine Badewanne und eine Waschmaschine. Was soll diese Frage?" Nun ja, hieß es, die anderen Kinder dürfen sich nicht schmutzig machen und deshalb gehen wir nicht mehr sehr oft den Spielplatz. Daraufhin habe ich nur noch zu der Kindergärtnerin, mit der ich mich sehr gut verstand, gesagt: "Sag mir bitte sofort Bescheid, wenn mein Sohn nicht mehr in der Sandkiste und unter den Büschen spielt, denn dann muß ich dringend mit ihm zum Arzt." Während der Vorschulzeit habe ich mit der Lehrerin zusammen Wandertage geplant, die wir im Wald zugebracht haben. Ein Bollerwagen mit Decken, Getränken und etwas zu essen wurde mitgezogen. Die Kinder suchten eine Stelle aus und ich zog mit ihnen los, um Äste, Blätter, Steine usw. zu sammeln, denn sie wollten unbedingt eine Hütte bauen. Also haben wir eine gebaut  Eine Wolldecke diente als Dach, die andere als Teppich auf dem man hervorragend picknicken konnte. Und dann haben wir "Stillsein" geübt, was sich meist als Volltreffer entpuppte, denn oft genug kamen Vögel, Eichhörnchen, Mäuse usw. vorbei, um sich diese kleinen Menschen anzuschauen. Das geht natürlich nur, wenn man ganz still ist  Dafür war dann der Nachhauseweg mit Geschichten und "oh, war die Maus süß" erfüllt. Und natürlich haben wir alles wieder mitgenommen und nichts im Wald liegengelassen. Dazu muß ich sagen, daß es für mich eine Selbstverständlichkeit war, meinen guten Büroarbeitsplatz aufzugeben als mein Sohn unterwegs war. Ich wollte ihn aufwachsen sehen, ihn auf seinem Weg begleiten und ihn nicht in einer Krippe bei wildfremden Menschen zur Aufbewahrung abgeben  Das wäre nicht gegangen, wenn ich weiter gearbeitet hätte. Natürlich hatten wir weniger Geld zur Verfügung (Elterngeld gab es nicht), aber das war es mir wert. Und auch das wurde im Laufe der Zeit besser als ich mich selbständig gemacht hatte wobei ich mir die Zeit selber einteilen kann. Für meinen Sohn war ich also fast jederzeit ansprechbar und ich konnte da sein, wenn irgendwo Schwierigkeiten auftauchten.
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Fr 24. Mär 2017, 15:26 |
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