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 Maria Anna Schwegelin- letzte verurteilte Hexe? 
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Registriert: Fr 28. Apr 2017, 11:43
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Nordrage hat geschrieben:
Die Story sieht so aus, als wenn sie extra dafür gestrickt ist, um in der Ideologie, in welcher sie spielt - der Christlichen - das Feindbild zu festigen: Mit dem Satan im Bunde zu sein.
Wobei das natürlich so gedeichselt war, daß jeder, der mit dem Christlichen in dessen "besten Tagen" nichts zu tun hatte oder haben wollte, für inquisitorische oder pseudoinquisitorische Protagonisten automatisch mit dem Satan im Bunde stand.


mal sarkastisch gesprochen: ist doch eine rundherum erfolgreiche Methode, um sich z.B. armer alter Frauen, reicher KonkurrentInnen, unliebsamer Ehefrauen und Ehemänner, .... zu entledigen und nebenher auch noch den immer wieder auftretenden "Stammeswahnsinn" zu besänftigen und für Kurzweil zu sorgen mit "netten Feuerchen" und anderen "Darbietungen", Fernsehen gab es damals schließlich noch nicht ...


Mi 7. Jun 2017, 14:57
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Ja - das ist es auch.
Wenn so ein ideologischer Prozess einmal in die Masse installiert ist, gewinnt der deswegen so an Reichweite und Dynamik, weil jeder sich dessen bedienen kann, um damit eigene Motive verfolgen zu können.
Kalkulierter Nebeneffekt, bzw. Haupteffekt (aus Sicht derer, die den Prozess installiert haben) ist, daß jedesmal, wenn irgendwer den Prozess "aufruft", um seine eigenen Ziele zu verfolgen (die gar nichts mit der Ideologie zu tun haben müssen) - damit immer gleichzeitig das allgegenwärtige Feindbild und damit umgekehrt die Wichtigkeit und "Wahrheit" der herrschenden Ideologie bestätigt wird.

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Per aspera ad astra


Mi 7. Jun 2017, 15:32
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Nordrage hat geschrieben:
Kalkulierter Nebeneffekt, bzw. Haupteffekt (aus Sicht derer, die den Prozess installiert haben) ist, daß jedesmal, wenn irgendwer den Prozess "aufruft", um seine eigenen Ziele zu verfolgen (die gar nichts mit der Ideologie zu tun haben müssen) - damit immer gleichzeitig das allgegenwärtige Feindbild und damit umgekehrt die Wichtigkeit und "Wahrheit" der herrschenden Ideologie bestätigt wird.


Ja, und damit wird diese Ideologie immer tiefer in Köpfe und Körperzellen verankert, selbst über Generationen hinweg. Der christlich geprägte Glaube an Hexen und Teufel (zur Unterscheidung: das vom Christentum unabhängige Wissen um Hexen/Magier/... und das sich selbst als Eine/n zu begreifen) ist ja auch heute noch sehr präsent und aktiv. Ich erinnere mich z.B. nur zu gut an Menschen, die einer Frau, die mit einem Reisigbesen durch ein Dorf ging, das Wort "Hexe" hinter her riefen und das war nicht freundlich gemeint. Ich war "zufällig" vor Ort und habe mich da dann "mit all meinem Charme" eingemischt. :Gigakach:
Aber gebracht, im Sinne von Veränderung, hat es natürlich nichts... leider!


Mi 7. Jun 2017, 17:45
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Eleanor hat geschrieben:
Gerne Scorpio Dennis, wenn ihr wollt ich habe ganz viele Hexenprozesse und auch die Hexenbulle. Dann schreibe ich mal über einige prozesse. Es ist einfach nur grausam :shocked2:

Die Goodwin-Kinder, Vier Kinder des Steinmetzen John Goodwin aus Bosten deren Aussage 1688 zu einem berüchtigten amerikanischen Hexenprozess führten. Dieser Prozess war ein Vorläufer die Hexenverfolgung von Salem der nur einige jahre später stattfand.
Die vier Goodwin-Kinder waren zwischen fünf und dreitzehn Jahre alt, begannen unter mysteriösen Anfällen zu leiden. Eines der Kinder ein Mädchen soll ein Wäschestück von der Wäscherin Goddy Glover gestohlen haben, diese Wäscherin war schon sehr alt und sprach mit dem Mädchen sehr rau und herrisch. Danach bekamm dieses Mädchen und drei ihrer geschwister diese Anfälle(epileptische?), die regemäßig auftraten, was zur folge hatte von verlust des gehörs, des Sehvermögens und der Sprache. zum entsetzen derer Eltern, nachbarn und auch freunde schien sich die gliedmaßen, Kinlade der Kinder zu verrenken und die Zunge ragte ,,mit erstaunlicher Länge" aus den Mündern herraus oder wurden in den Hals zurückgezogen. Die Kinder litten in dieser zeit unvorstellbaren schmerzen wenn diese Änfälle auftraten und Konnten sich nicht bewegen(Lähmung. Die damaligen Ärzte fanden bei diesen Kindern keine Ursache für diese Anfälle. Die Familie und auch die anderen Beohner vermuteten Hexerei. Man ging davon aus, daß in den Kindern Dämonen sich eingenistet haben. Eine untersuchung der Beamten zeigte daß die Familie Goodwin streng religös erzogen wurde und auch lebte. Das verhalten der Kinder wurde immer merkwürdiger, sie wollten sich nicht mehr waschen, sie kleideten sich nicht mehr um, sie räumten nicht mehr auf, sie halfen nicht mehr im Haushalt usw., das konnten nur noch Dämonen sein. Das haus von Goody Glovers wurde durchsucht und man fand kleine Figuren. Die Wäscherin gestand bald eines dieser Figurne benutzt zu haben um diese Kinder zu verhexen; sie habe mit nassen Fingern über diese Figur gestrichen um den Kindern schmerzen zubereiten. Ein geistlicher Hexenjäger (Cotten Mather), der diesen Fall untersuchte forderte diese alte Dame auf das Vaterunser aufzusagen, sie verhaspelte sich sehr oft dabei. Sie konnte aber nichts' genauses über ihren Umgang mit dem Teufel sagen, aber diese Tatsache reichte um diese alte Dame zum Tode zu verurteilen. Der Richter, der dieses Urteil fällte wurde, sollte später den Vorsitz über den Prozess von Salem führen. Nachdem Goody Glover getötet wurde verbesserte sich der Gesundheitszustand von Tag zu Tag, bis wieder völlig gesund waren.


Hmm, also ich finde, da hast du ein schlechts Beispiel gewählt, Eleanor. Denn wenn sich das mit den Kindern tatsächlich so abgespielt haben soll, dann würd ich ebenfalls schlußfolgern, dass die Kinder bösartig verhext und/oder von Dämonen besetzt wurden. Und wenn das tatsächlich in diesen (zeitlichen) Zusammenhängen mit der Wäscherin passierte und sie tatsächlich diese Figuren hatte usw dann würde ich auch schlußfolgern, dass sie für diese Verhexungen verantwortlich war. Man sollte bei dem ganzen Thema der Hexenverfolgungen nicht unter den Teppich kehren, dass es in der Tat auch böse Hexen gibt und auch schon immer gab - und diese leider der Mehrheit schon immer einen schlechten Ruf verliehen. Ich mag mich jetzt unbeliebt machen, aber ich bin mir sicher, dass es in den ganzen Hexenprozessen auch ein paar richtige getroffen hat (sprich Hexen, die wirklich böse waren und anderen Schaden zugefügt haben). Die Foltermethoden usw will ich damit natürlich nicht rechtferigen. Aber man darf nicht den Fehler machen und in diese Extreme verfallen - wenn man sagt, die waren alle unschuldig dann ist man auch nicht besser als die Hexenverfolger von damals, die behaupteten, dass die alle schuldig sind. Versteht ihr was ich meine?

Nordrage hat geschrieben:
Kann man aus dieser Indizienkette nun schließen, daß Goody Glover eine Hexe war?

Übrigens intressantes Detail - das mit den nassen Fingern.
Dafür braucht man schon etwas Hintergrundwissen.

Feuchtigkeit, Wasser, bzw. generell Flüssigkeiten, wie auch Sperma und Blut, wird ja bei magischen Ritualen die Eigenschaft zugeschrieben, den (oder einen) Geist zu übertragen.


Ja, ich finde schon, dass da genug Indizien zusammenkommen. Diese detailierten Beschreibungen, wie sie verhext haben soll usw. Und wenn das tatsächlich sich alles so abspielte mit den Kindern wie beschrieben, dann ist das alles andere als normal und deutet auf (schwarze) Magie hin.

Eleanor hat geschrieben:
Eigendlich ist das hier Obsidian Thema und es wäre nicht schön wenn wir dieses kaputt machen. :blush2:


Über sowas brauchst du dir keine Gedanken machen, Eleanor. A) Ist Obsidian gesperrt worden, wie du unterhalb des Namens lesen kannst, von daher wird sie das nicht berühren und B) kann man wohl kaum von kaputt machen reden, solange konsruktiv diskutiert wird. Wobei ich On-Topic Fäden durchaus begrüße. ;-)

Nordrage hat geschrieben:
Wenn das mit dem "Verhexen" mittels kleiner Figürchen so einfach wäre - dann hätte es über die Jahrhunderte der sehr gepflegten Branche der Giftmischerinnen nicht bedurft.


Das halte ich für einen Trugschluß, Nordrage. Denn A) hat niemand davon geredet, dass das einfach ist. Also Hexe ist nicht gleich Hexe und Möchtegern-Hexe erst recht nicht. B) Wenn sich welche des Vergiftens bedienten, dann doch wahrscheinlich deshalb, weil sie an Hexerei gar nicht glaubten oder diese nicht für effizient genug hielten. Das schließt aber nicht aus, dass es eben doch effiziente Magie gibt, die z.B. einen Tod verursachen kann. Aber dafür muss Magier/Hexe schon wirklich sehr kompetent sein bzw mit mächtigen Wesen im Bunde stehen, schätze ich....oder sie ist überhaupt nicht kompetent - dann wäre der Tod des Opfers unbeabsichtigt gewesen. :crazy:

Zitat:
Damit (dem Verhexen) könnte ja jeder, der irgendwie unbequem wird, sofort neutralisiert werden.


Da willst du etwas vereinfachen und pauschalisieren bzw ein entkräftigendes Argument für die Hexenverfolgungen aufführen, was so nicht geht meiner Meinung nach. Wenn die Hexe wirklich gut ist, kann sie jemanden neutralisieren, ja. Aber wahrscheinlich auch nicht jeden, denn jedes auserkorene Opfer ist unterschiedlich, hat verschiedenartigen Schutz, mag sogar selber magisch unterwegs und mächtig sein - also müsste sie verschiedenartigen Aufwand betreiben, um Erfolg zu erzielen. Grade Kinder, wie wir es in diesem Fall zu tun haben, sind aber meist einfache Opfer, weil sie meist offener und verwundbarer sind.

Zitat:
Und wenn schon so ne alte Wäscherin sowas hinbekommen soll - was könnte dann ne "richtige Hexe" ausrichten - die das gewerblich hauptberuflich betreibt?


Diese Wäscherin kann doch durchaus eine richtige Hexe gewesen sein. Das ist doch unabhängig vom Beruf. Möchte nicht wissen, wie viele Rechtsanwältinnen oder Politikerinnen oder oder "richtige Hexen" sind. Hexen, die ihr Hexentum gewerblich betreiben, müssen auch nicht zwangsläufig besser sein als solche Hexen, die es sozusagen "nebenberuflich" machen. Im Gegenteil. Die Gefahr der Scharlatanerie ist bei Gewerbetreibenden höher.

Zitat:
Die Story sieht so aus, als wenn sie extra dafür gestrickt ist, um in der Ideologie, in welcher sie spielt - der Christlichen - das Feindbild zu festigen: Mit dem Satan im Bunde zu sein.Wobei das natürlich so gedeichselt war, daß jeder, der mit dem Christlichen in dessen "besten Tagen" nichts zu tun hatte oder haben wollte, für inquisitorische oder pseudoinquisitorische Protagonisten automatisch mit dem Satan im Bunde stand.


Das stimmt schon. Aber wie ich oben schon anmerkte - es gibt tatsächlich auch Hexen, die mit sowas wie dem Satan im Bunde stehen. Oder sagen wir mal mit bösen Kräften, welche die Allgemeinheit unter Satan oder Satanismus zusammenfassen würde. Musste ich ja leider schon oft genug feststellen. Und genau solche Hexen verstecken sich auch als erste hinter "ahhhh, leben wir wieder im Mittelater, immer diese Hexenverfolgungen, die Kirche sind doch die eigentlichen Bösen, der Satan ist nur reine Erfindung (von denen) usw" Jede Medaille hat zwei Seiten. ;-)

Zitat:
So wie die Story da steht, könnte man sie jedenfalls auseinandernehmen, bis davon nur noch bloßes Hyperventilieren aus Empörungsaktionismus übrig bleibt.


Problem ist, dass keiner von uns damals dabei war und nicht sagen kann, was bei der Wäscherinnen wirklich stattfand und gefunden wurde, was sie selber aussagte, unter welchen Umständen usw. Die Story kann stimmen oder auch nicht.

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"Wie oben - so unten, wie unten - so oben. Wie innen - so außen, wie außen - so innen. Wie im Großen - so im Kleinen."


Sa 15. Jul 2017, 04:40
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Habt ihr euch mal mit den Hexenjagden nach der 2. Weltkrieg beschäftigt, der gerade viele Flüchtlinge zum Opfer vielen. Der Volksschullehrer Johann Kruse hatte diese Fälle seiner Zeit gut dokumentiert und gesammlt. Er war außerdem bei Gerichtsverhalndlungen dabei.

"Johann Kruse am 30.12.1889 als Bauernsohn in Brickeln/Dithmarschen geboren.
Im Jahr 1901 hat Johann Kruse sein Schlüsselerlebnis:

Als Zwölfjähriger erlebte ich wie eine alte Tagelöhnerwitwe aus der Nachbarschaft Trost und Hilfe suchend zu meiner Mutter kam. Sie war gerade von einem Bauern, der seine Kinder und sein Vieh behext wähnte, mit drohend erhobenem Knüppel und dem gebrüllten Wort "Du Hex" vom Hof gejagt worden. Das Weinen der alten Frau und die Trostworte meiner Mutter bewirkten, dass ich später den Kampf gegen den Hexenwahn aufnahm."

( Quelle: http://www.dithmarschen-wiki.de/Kruse,_Johann)

Die imense Summe an Hexen Verfolgungs Fällen des Ende 19. und 20. Jhdrts innerhalb Deutschlands ist kaum bekannt. Leider findet man auch nur noch wenig darüber im Internet, was bis vor ein paar Jahren noch anders war.

Heute verwaltet in Hamburg das Johann Kruse Archiv im Völkerkundemuseum seinen Nachlass. Wer denkt die Zeiten der Hetze waren mit der Aufklärung vorbei irrt sich.

Links zum Thema:

http://www.voelkerkundemuseum.com/87-0-Hexenarchiv.html

http://www.dithmarschen-wiki.de/Kruse,_Johann

Buch zum Thema:
Gisela Graichen - die neuen Hexen (bekommt man soweit ich das jetzt rechachiert habe aber nur noch antiquarisch)


Sa 15. Jul 2017, 09:57
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