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 Hexenmahnmal in Norwegen 
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Auch in Norwegen fanden Hexenverfolgungen statt, vorwiegend im 17.Jahrhundert. Am schlimmsten muss es dabei in der Finnmark gewesen sein, dem östlichsten und nördlichsten Bezirks Norwegens - darunter die Stadt Vardø. Um 1662–1663 herum wurden 77 Frauen und 14 Männer auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

2011 wurde das Hexenmahnmal Steilneset minnested (Steilneset Memorial) errichtet, dass an die Opfer gedenkt. Es befindet sich auf der Insel Vardøya bei Vardø und ist dem Festland zugewandt, so dass es man es von dort aus bereits gut sehen kann. Es besteht aus zwei Gebäuden - eine 120m lange Gedenkhalle, die einem Fischtrockengestell ähnlich sieht, und ein vorgelagerter quadratischer Pavillon, welcher aus dunklem Rauchglas besteht (gut gewählt!).

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Im Gestell der Gedenkhalle ist sowas wie ein Kajak eingebaut, wo man durchgeht und in welchem sich 91 Fenster befinden. Jedes Fenster steht für eines der Opfer und wird jeweils von einer Plakette mit der individuellen Geschichte begleitet sowie von einer Glühlampe beschienen. Letztere könnte man so interpretieren, dass das Licht der Erinnerung nicht erloschen ist...vielleicht auch dass sie ein kleines Symbol des Scheiterhaufens darstellt.?

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Die Texte basieren auf den Gerichtsprotokollen und sind auch als Buch erhältlich. Das Buch heißt "Steilneset. Memorial to the Victims of the Finnmark Witchcraft Trials" und ist von Liv Helene Willumsen. --> http://www.livhelenewillumsen.no/trolldomEngelsk.html
Einen Beispieltext einer Plakette (Lisebet Poulsdatter) kann man hier lesen:
http://www.livhelenewillumsen.no/res/Lisebet%20Poulsdatter_V2_Engelsk.pdf

Im Pavillon sieht's etwas anders aus. Dort befindet sich ein Stuhl, aus dem kleine Flammen ragen. Das ist also recht offensichtlich, wofür das stehen soll. Über dem Stuhl herum sind 7 ovale Spiegel angeordnet, die wie Richter um das Opfer kreisen und die Flammen in verschiedenen Varianten reflektieren...das hat schon was Gruseliges!

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Der Pavillon wurde von der Französin Louise Bourgeois entworfen (ihr letztes öffentliches Werk) und die Gedenkhalle vom Schweizer Peter Zumthor. Wie ich finde, beides sehr gelungen! Endlich mal ein recht ansprechendes und würdiges Hexenmahnmal - und nicht so ein "Dünnpfiff" wie in Bamberg (http://welt-der-hexen.de/viewtopic.php?f=16&t=137#p513) oder Bernau (http://welt-der-hexen.de/viewtopic.php?f=16&t=734#p3769). Oder was meint ihr??

p.s: Bilderquellen sind wiki, Dezeen und der Blog maroontour/Island Ade.

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Di 19. Sep 2017, 16:19
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wirklich beeindruckend! Danke fürs teilen!


Mi 27. Sep 2017, 18:47
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Zu der Halle mit dem brennenden Stuhl drin kam mir spontan das Wort "Exorzierhalle" in den Sinn :shock:
Ich finde Denkmale insgesamt irgendwie gruselig ... denn irgendwie lässt sich jedes auch irgendwie doppelt und in sich gegensätzlich deuten ... so offiziell das auch anmutet kann es eben auch schnell mal feierlich wirken, wenn ich mir da so die Zeremonien zum Beispiel zur Hochzeit, den Offiziellen Entlassungsfeiern, Geburtstage von irgendwelchen Adeligen oder Konfirmation anschaue ... ich habe da keinen soooo großen Stimmungsmäßigen Unterschied zu beispielsweise Beerdigungen erlebt ...
Ich habe bei solchen Gebäuden irgendwie nicht so sicher, woran ich bin ...
Liebe Grüße,
Fee

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Ich kann ein Schiff nur steuern, wenn es fährt :)


Di 10. Okt 2017, 01:26
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Ich kann Denkmäler auch nicht wirklich ab. Anstatt sich auf die Zukunft zu besinnen, wird einfach auf die Vergangenheit verwiesen, nach dem Motto: Was früher gut war, muss auch heute gut sein.

Dem stimme ich nicht zu.
Ein nahezu unbekanntes Denkmal als "Entschuldigung" parat zu stellen, passt mir nicht. Besser wäre es gewesen, ein allgemeines Gesetz zu formulieren, dass Angriffe gegen Hexen unter Strafe stellt.

Es ist oder besser gesagt war nicht schön, auf dem Scheiterhaufen zu landen, nur weil man beispielsweise einem "Teufelskind" etwas zu essen gegeben hat.
Ich will nicht sagen dass wir das vergessen haben aber bereit sind, dies Verhalten zu verzeihen, um auch weiterhin für Neues offen zu sein.

Andererseits, wenn man die Signaturen von damals mit denen von heute vergleicht und sieht, dass so mancher Abgeordnete statt in der Hölle, sein Unwesen auch weiter treibt, könnte man schon auf dumme Gedanken kommen...

Da stellt sich mir die Frage, ob viele Hexen ihr Schicksal als gerecht ansahen?
Was ist da wohl passiert, dass diese Wichser nicht bestraft wurden?
Sind die Götter korrupt?

Darf ich mich rächen?


Do 12. Okt 2017, 16:17
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Ich finde, dass es irrelevant ist, ob es nun eine Hexe ist, die "ausgeschaltet" wird, ob es eine Unschuldige ist, die Person einfach die falsche Hautfarbe hat oder sonst etwas "mit ihr nicht stimmt". Nur aus Angst, Neid oder Rachsucht (für etwas, wofür die dadurch verhasste Person möglicherweise nichts kann jemanden) zu töten oder sonstwie zu quälen sollte bestraft werden. Und das konsequent. Auf allen Ebenen.
Andererseits darf man nicht vergessen, dass Menschen dazu neigen im großen Stil Bösartigkeiten zu begehen, wenn sie die Chance dazu haben (wenn zum Beispiel ein kollektiver Sündenbock gefunden wurde ...).Ganz extrem sieht man das in Nazideutschland damals, beim Völkermord in Ruanda und gut und gerne in Gefängnissen ... Und auch wenn das die Schuld jedes einzelnen, der nichts dagegen unternommen hat nicht schmälert ist es wichtig zu verstehen, wie unglaublich schwierig es ist so einem Enormen Gruppendruck zu widerstehen. Da ist massive Gehirnwäsche passiert und Folter und Manipulation ... und die Menschen hatten endlich die Lösung, wie sie all ihre Probleme beseitigen können. Bis sie merkten dass das absoluter Bullshit ist war es längst zu spät ... :scared:
Und dann aus den Parolen des Hasses und der Diskriminierung rauszukommen ... Also Respekt jedem Menschen, der sich dagegen gestellt ist :hi:
Liebe Grüße,
Fee

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Fr 20. Okt 2017, 20:18
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Fee hat geschrieben:
so offiziell das auch anmutet kann es eben auch schnell mal feierlich wirken, wenn ich mir da so die Zeremonien zum Beispiel zur Hochzeit, den Offiziellen Entlassungsfeiern, Geburtstage von irgendwelchen Adeligen oder Konfirmation anschaue ... ich habe da keinen soooo großen Stimmungsmäßigen Unterschied zu beispielsweise Beerdigungen erlebt ...
Ich habe bei solchen Gebäuden irgendwie nicht so sicher, woran ich bin ...


Da streifst du einen wichtigen Punkt an, Fee. Denk- und Mahnmäler sind meistens immer unter einem offiziellen und politischen Deckmantel. Politiker x oder Organisation y stellt sich dann bei der Eröffnung zum Zeitungs-Foto schön daneben und steht gut da. Man sollte immer mal hinterfragen, ob da nicht auch andere Agendas greifen, z.B.touristische oder politische. Und inwiefern das Ganze auch aufrichtig oder authentisch ist, v.a. bei geschichtlichen Mälern. In Sachen Geschichte gibt es ja oft unterschiedliche Versionen. Selbst historische Stätten sind nicht davor geweiht: Auch hier wurde öfter schon mal dazu- oder umgebaut. Und die Leute wissen dann gar nicht, dass das was man da sieht, gar nicht ursprünglich ist. Ein gutes Beispiel dafür ist Stonehenge!

Holabosque hat geschrieben:
Dem stimme ich nicht zu.
Ein nahezu unbekanntes Denkmal als "Entschuldigung" parat zu stellen, passt mir nicht. Besser wäre es gewesen, ein allgemeines Gesetz zu formulieren, dass Angriffe gegen Hexen unter Strafe stellt.


Oder ein Gesetz einführen, dass Hexentum offiziell als Religion anerkennt oder unter Schutz stellt. In manchen Ländern wie England (?) ist das glaub ich bereits der Fall. Wobei in England es auch sein kann, dass das nur das neuzeitige Wicca betrifft. So oder so sollten die Herren Politiker, die immer so viel von Toleranz faseln und ach so besorgt um Minderheiten sind, mal konsequent sein und auch Hexen ihre Rechte zugestehen: wie Meinungs- und Religionsfreiheit. Aber dann wären wir ja beim Thema Magie und das rentiert sich wohl nicht. Außerdem: Was nicht sein kann, was nicht sein darf. Oder: Wenn Hexentum/ Magie offiziell anerkannt werden würde, liefe manch Politker(in) Gefahr, das Geheimnis ihrer Macht zu entblößen. ;-)

Zitat:
Andererseits, wenn man die Signaturen von damals mit denen von heute vergleicht und sieht, dass so mancher Abgeordnete statt in der Hölle, sein Unwesen auch weiter treibt, könnte man schon auf dumme Gedanken kommen...

Da stellt sich mir die Frage, ob viele Hexen ihr Schicksal als gerecht ansahen?
Was ist da wohl passiert, dass diese Wichser nicht bestraft wurden?
Sind die Götter korrupt?

Darf ich mich rächen?


Damit wird im Kern das Thema Karma angesprochen. Ehrlich gesagt, hab ich mittlerweile so meine Zweifel, inwiefern Karma wirklich exisitiert. Im Endeffekt ist es ja auch nichts weiter als ein ewig währender Schuldkomplex, der einem eingeimpft wird, ähnlich wie im Christentum. So das man ja nie zu weit geht und irgendwo klein gehalten wird. Sicherlich haben Taten und Worte Konsequenzen, das kann jeder von uns am eigenen Leib erfahren - aber das ist nicht immer gradlinig und oft kann man - v.a. bei manchen Leuten - gerechte Konsequenzen irgendwie nicht sehen. Also irgendwas stimmt nicht so ganz. Man sollte sich bei Lehren wie das Karma oder auch Reinkarnation, was ja eng miteinander verwoben wird, auch mal die Frage stellen: Qui bono? :denkend_0005:
Und weiter gedacht: Wer oder was leitet karmische Konsequenzen eigentlich ein?

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Mo 19. Mär 2018, 03:22
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Scorpio Dennis hat geschrieben:
Oder ein Gesetz einführen, dass Hexentum offiziell als Religion anerkennt oder unter Schutz stellt. In manchen Ländern wie England (?) ist das glaub ich bereits der Fall.


ich meine, das ist Island, Dennis, zumindest wird in Island der alte Glaube als Religion anerkannt.

Scorpio Dennis hat geschrieben:
Man sollte sich bei Lehren wie das Karma oder auch Reinkarnation, was ja eng miteinander verwoben wird, auch mal die Frage stellen: Qui bono?
Und weiter gedacht: Wer oder was leitet karmische Konsequenzen eigentlich ein?


kluge Gedanken und Frage!!!! :)


Mo 19. Mär 2018, 17:35
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