Mir ist aufgefallen, dass das Thema "familiars" oder "familiar spirits" im deutschsprachigen Internet noch recht unbehandelt ist - bzw. in der deutschen Magieszene nicht groß darüber gesprochen wird (das beurteile ich mal rein nach den Foren und Facebook-Gruppen, aber auch nach den Suchergebnissen). Das könnte zu einem daran liegen, dass dieses Phänomen hauptsächlich aus Großbritannien überliefert ist und zum anderen daran, weil diejenigen, die darüber Bescheid wissen bzw die Kunst beherrschen, es wahrscheinlich als eine Art Geheimwissen wahren wollen, um sich Vorteile zu verschaffen.
Die gängigsten Übersetzungen für familiars sind Familiare, Familiargeister und Schutzgeister. Letzteres trifft aber nicht das ganze (mögliche) Aufgabenspektrum eines Familiars. Wikipedia bietet zu
"familiar spirit" als deutschen Artikel sogar
"Hausgeister". Das kann's aber nicht sein.
(Familiargeister können unter Umständen zwar auch Hausgeister sein, aber hier greift das selbe Problem wie bei dem Begriff "Schutzgeister")
Familiare sind sozusagen Vertraute und dienstbare Geister einer Hexe bzw. eines Magiers. Sie agieren meist in physischer Form als Tiere wie z.B. Katzen, Hunde, Vögel oder Insekten. Sie können aber auch andere Gestalt annehmen, wie die eines Menschen. Oft bekommen sie Namen und Kosenamen zugeteilt, was eine herzliche Beziehung etabliert. Familiargeister sind stets mit der Hexe verlinkt, aber nicht örtlich an sie gebunden, was mit der größte Vorteil sein dürfte. Die Kommunikation findet hauptsächlich auf astraler bzw telepathischer Ebene statt. Das "Arbeitsverhältnis" kann mehrere Wochen bis Jahrzehnte dauern, in manchen Fällen vielleicht sogar das ganze Leben lang.
Aufgabe der Familiare können alle möglichen Tätigkeiten sein, v.a. um die Zauberei und den Willen der Hexe durchzusetzen. Oft werden sie auch zum Schutz genutzt, was aber sehr weiträumig ausfallen kann. Sie können Haus und Hof bewachen und frühzeitig warnen, falls Gefahr aus der Ferne droht - v.a. wenn mehrere Schutzgeister eingesetzt sind. Auch können sie auf Zielpersonen abgerichtet werden, z.B. um sie zu beobachten und auszuspähen (egal wo sich diese befinden). Das birgt natürlich viele Vorteile, weil die Hexe so an Informationen rankommen kann, die ihr sonst verschlossen wären. Auch kann durch den Familiar die Person zu einem gewissen Grad kontrolliert werden, z.B. sie zu einer bestimmten Tat verleiten. Oder sie an einer Tat hindern, die der Hexe schaden könnte. Oder der Person selbst Schaden zufügen (schwarze Magie) oder im Gegensatz heilende Energie übermitteln (weiße Magie).
Auch die Krafttiere einer Hexe können als (astrale) Familiare eingesetzt werden, wobei das nicht deren eigentliche Aufgabe sein sollte. Ebenso können Familiargeister als Krafttiere getarnt werden, indem sie einer Person als solche zugeteilt werden - entweder in einer Sitzung oder anfänglich unbemerkt und erst später offenbarend. Das ist natürlich besonders perfide, weil das Opfer so eine eigene intime Verbindung zu dem Familiargeist aufbaut und dadurch besonders gut von dem Magier oder der Hexe beobachtet und gesteuert werden kann.
Aufgrund der Unheimlichkeit und oft heimtückischen Einsätze von Familiären wurden diese früher oft für Dämonen gehalten. In manchen Fällen könnten es durchaus Dämonen gewesen sein. Im Gegensatz dazu sollen aber auch Feen und Elfen die Rollen eines Familiars übernommen haben.
Wie die Hexe an ihren Familiar kommt, kann laut Überlieferungen recht unterschiedlich sein. Entweder sie beschwört einen herbei oder er wird ihr überreicht, z.B. von einer anderen Hexe oder einer Göttin oder Wesenheit. Margaret Ley aus Liverpool behauptete, dass sie 1667 ihren Familiargeist von ihrer sterbenden Mutter weitergereicht bekam während Joan Willimot aus Leicester ihren angeblich 1618 durch eine mysteriöse Gestalt, die sie "Meister" nannte, erlangte. Oft war es wohl auch so, dass der Familiar einfach erschien, wenn die Zeit reif war. Z.B. um der Hexe überhaupt erst ihre magischen Kräfte zu geben oder ihr zu helfen, diese zu entfalten (v.a. wenn diese Not litt).